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Hội An, Quảng Nam, Vietnam
Am 16.08.2009 werde ich für ein Jahr nach Vietnam in eine Stadt namens Hội An gehen (Fotos oben) und dort bei Reaching Out, einem Fair Trade Store arbeiten. Da die Stadt als Weltkulturerbe wirklich wunderschön ist und direkt am Meer liegt, ihr das also unbedingt sehen müsst ;) freue ich mich schon auf alle die mich dann dort besuchen kommen =)=).

Mittwoch, 8. Juli 2009

Wieso weltwärts, warum Vietnam?

Als ich mit meiner lieben Semra Anfang 2008 eine Zeit lang im AGOHELD Waisenhaus in Addis Abeba, Äthiopien arbeitete wurde mir klar, dass ich einen Freiwilligendienst machen möchte und nicht einfach nur Work and Travel oder ähnliches. Da kam das Programm "weltwärts" des BMZ gerade recht, ich bewarb mich und landete schließlich beim ded, wo ich mich für einen Einsatzplatz in einem der zahlreichen Länder entscheiden musste. Ich wäre zwar sehr gerne wieder nach Äthiopien gegangen um alte Freunde wiederzutreffen, entschied mich aber dann letztendlich gegen Afrika um Neues zu entdecken. Da Lateinamerika wegen der Sprache nicht in Frage kam und ich noch nie in Asien, zumindest nicht im nichttürkischen Teil war, suchte ich vor allem nach Projekten in Kambodscha, Nepal und Vietnam. Letzteres interessierte mich dann doch am meisten, alle drei Projekte für die ich mich entschied waren dort und ich bekam schließlich meine Erstwahl, Verkauf und Marketing bei Reaching Out in Hôi An.

So und für alle die es interessiert: Das sind einige Berichte, die mein Schwesterherz und ich geschrieben haben, nachdem wir wieder in Deutschland waren:

Im Februar des Jahres 2008 machten wir uns auf, um ein Land kennen zu lernen, welches wir zuvor nur von Erzählungen kannten: Äthiopien. Um die deutsch-äthiopische Freundschaft zu fördern, trafen wir dort mit Partnerschülern zusammen, die nach einer herzlichen Begrüßung von sich, ihrem Leben, ihrer Welt und dem äthiopischen Alltag berichten mussten und auch einiges über das Heimatland ihrer neu gewonnenen Freunde erfahren durften. Es wurden nicht nur gemeinsame Projektbesuche, Spaziergänge und Ausflüge unternommen, die äthiopischen Schüler luden sogar zu Hausbesuchen ein, was von ihren Partnern mit großer Begeisterung wahrgenommen wurde. Dies war eine sehr interessante Erfahrung, da der äthiopische Lebensstandard nicht unserem entspricht und es doch etwas ganz anderes ist, ein Land über seine Einwohner und nicht nur durch das Hotel kennen zu lernen. Nach einer Abschiedsfeier mit viel Essen, Tanz und Musik hieß es dann Wochen später: „dehna hunu“, auf Wiedersehen. Man versprach sich fleißig E- Mails zu schreiben und in Kontakt zu bleiben und hoffte natürlich auf ein baldiges Wiedersehen.

Während einige von uns in der German Church School Workshops für die Ärmsten der Armen gaben, versuchten andere wiederum, sich selbst in Projekte einzubringen und einen kleinen Teil zu deren Optimierung beizutragen. So arbeiteten manche mit Straßenkindern oder Behinderten zusammen, wohingegen wir, Semra und Tamara, die Ehre hatten, in einer für uns ganz besonderen Einrichtung zu arbeiten, von der wir nun erzählen werden:

Im Jahre 1980 wurde in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba von der damals 42- jährigen Abebech Gobena das Waisenhaus „Agoheld“ gegründet. Dieses besteht aus Wohnräumen für elternlose Kinder, einer Schule, einem Krankenhaus sowie Kochräumen, welche für die Ausbildung junger Frauen benötigt werden. Aus der selbstlosen Hilfe für anfangs nur wenige Straßenkinder wurde nur zwei Jahrzehnte später eine sehr erfolgreiche Hilfsorganisation, die unter anderem von Karl-Heinz Böhms „Menschen für Menschen“ unterstützt wurde. Heute steht die Organisation zwar auf eigenen Beinen, dennoch freuen sich die Mitarbeiter und Kinder über Kleider-, Schuh-, Spielzeug- und Geldspenden sowie Patenschaften und Adoptionen.

Stifte, Papier, Fußbälle, Servietten, Bonbons, Gummibärchen, Kuscheltiere, und und und... das alles brachten wir aus Deutschland mit, unsere Koffer waren bis zum Anschlag gefüllt.
Doch das wichtigste für die Kinder waren letztendlich doch WIR.
So schüchtern und zurückhaltend sie am Anfang waren, desto herzlicher spielten sie die nächsten 2 Wochen mit uns. Bei den morgendlichen Begrüßungen hatten wir prompt fünf Kinder an jeder Hand, eins auf dem Arm und zwei an den Beinen.
Obwohl einige kein Englisch sprachen, kamen keine Verständigungsprobleme auf. Dies lag daran, dass jedes Kind Zeichensprache versteht und Blumen, Katzen oder Fußbälle in Deutschland wie in Afrika gleich aussehen.
Weil zu der Zeit unseres Praktikums Ferien waren, mussten sich die Waisenkinder selbst beschäftigen. Da kamen wir also gerade recht, um ihnen die Tage ein bisschen zu verschönern.
Neben der Arbeit mit den Kindern hatten wir noch die Möglichkeit, mit den jungen Frauen traditionell zu kochen (Injera backen) und in das afrikanische Krankenhausgeschehen Einblick zu bekommen (HIV-Tests auswerten). Letzteres gestaltete sich allerdings schwierig, da die dortigen Ärzte nur „professionelle“ Hilfskräfte akzeptierten.
Die meiste Zeit waren wir also bei den Kindern, denn hier konnten wir wirklich etwas bewirken. Wir brachten ihnen, so gut es ging, ein paar englische und deutsche Wörter bei. Sie zeigten uns, wie man unsere Namen auf Amharisch, der äthiopischen Landesprache schreibt. Wir spielten mit ihnen „Der Fuchs geht um“ und sie brachten uns wiederum diverse äthiopische Kinderspiele bei.
Eines unserer persönlichen Highlights war es, den Kinder zu erklären, dass weder unsere Haut auf sie abfärbt noch ihre abwaschbar ist. Daraufhin kamen alle angerannt, um auf unserem Arm rumzudrücken und zu schauen, ob ihre Haut auch wirklich nicht heller wird. Weniger erfreulich war dies jedoch für die „Sonnenbrandgeschädigten“ unter uns!
Wir malten mit ihnen, bastelten Seerosen aus Servietten und ließen sie deutsche Kinderlieder singen. Es war schön zu sehen wie fleißig sie lernten und wie schnell sie alles begriffen. Ihr Ehrgeiz war groß und somit waren wir Praktikanten immer aufs Neue motiviert, morgens in den Bus zu steigen, der uns in das Waisenhaus brachte. Während der ganzen Zeit betreute uns Meseret, eine Mitarbeiterin von Abebech sehr herzlich. Sie organisierte ein Taxi, damit wir nach dem Praktikum wieder zurück ins Hotel kamen oder teilte ihr Mittagessen mit uns. Sie kümmerte sich um uns, als ob wir ihre Kinder wären. Zum Abschied gab sie jedem eine Kette, damit wir sie und Äthiopien nie vergessen. Wir bezweifeln, dass wir diese Frau je vergessen könnten.
Somit vergingen die Tage sehr schnell, zu schnell! Denn nachdem wir uns in dem internen Laden des Waisenhauses mit Bildern, Lampen und Trommeln, die von den Kindern selbst bemalt wurden, eingedeckt hatten, mussten wir uns auch schon wieder von den Mitarbeitern und Kindern verabschieden.
Natürlich hatte man alle Kinder auf ihre eigene Weise sehr lieb gewonnen, doch es gab einige, von denen man sich nur sehr schweren Herzens trennen konnte. Da waren unter anderem Sara und Lasab, unsere zwei Süßen. Als die beiden anfingen zu weinen, konnten auch wir die Tränen nicht mehr zurückhalten.
Doch wir glauben, einen besseren Abschied konnten wir nicht haben, denn lieber ist man ein wenig traurig, als zu gehen und zu wissen, dass die Kinder froh sind, dass man wieder weg ist.
Unser persönliches Fazit ist, dass der Körperkontakt gerade hier sehr wichtig war.
Ihnen zu zeigen, dass man sich nicht vor ihnen ekelt oder Angst hat, obwohl einige Aids hatten und andere behindert waren, ließ die kleinen Gesichter erstrahlen. Und glaubt uns, ein Lächeln von diesen Kindern zeigt einem wie wichtig persönliche Kontakte auf internationaler Ebene sind. Denn diese Erfahrung kann uns, und auch den Kindern dort, keiner mehr nehmen!

Das Glück hat 16 Kilogramm, so schrieb Herr G. von „Stiftunglife wir helfen Kindern“ im Dezember 2007.
Und weiter: „Wenn Glück sich nach Gewicht berechnen ließe, dann hätte ich jetzt mehr. Gerade erhalte ich die Nachricht aus Äthiopien, dass Lasab in den letzten acht Wochen eineinhalb Kilogramm zugenommen hat. Ich glaube, das wird mein schönstes Weihnachtsgeschenk.“
Während unseres Aufenthaltes unterrichtete ich Lasab, ein acht-jähriges Mädchen in Deutsch und eines Tages besuchte uns Herr G. in unserem Hotel, der Mann, der ein ganzes Jahr mit Lasab verbrachte und uns ihre unglaubliche Lebensgeschichte erzählte.
Im Jahr 2006 - damals lebte das Mädchen noch bei seinen Eltern in einem kleinen Dorf in Äthiopien – klagte Lasab über immer schwerwiegendere Schmerzen in ihrem Arm, sie konnte die Wasserkrüge nicht mehr tragen. Eines Tages machte ihr Vater sich mit ihr auf und sie wanderten tagelang um das nächste Krankenhaus zu erreichen, doch dort wurde ihre Hoffnung zerschlagen: Der Arzt gab an, nichts für die acht-jährige tun zu können. Der Vater war äußerst wütend und bestand darauf seine Tochter zum Sterben mit nach Hause zu nehmen. Doch Lasab gehört zu den Mädchen, die Glück im Leben haben, ein Arzt aus Deutschland meldete sich und holte sie zu sich um ihr das Weiterleben zu ermöglichen.
Mit ihrem eigenen Dolmetscher, Teddy, machte sie sich auf eine weite Reise in ein fremdes, sehr weit entwickeltes Land, in dem sie die wohl aufregendste Zeit ihres bisherigen Lebens verbrachte. Und wohl auch die wichtigste, denn sie konnte den Tumor bekämpfen. Zwar verlor sie dabei ihren rechten Arm, dafür gewann sie aber das Leben!
Auch darüber hat Herr G. einen Artikel verfasst:
„Lasab wird leben“
„Das war eine große Besetzung heute Nachmittag: Alem, Lisa, Rüdiger und Jürgen waren in der in der Haunerschen Kinderklinik eingeladen. Frau Dr. Schmid hat Ihren medizinischen Abschlußbericht vorgelegt. Teddy hat übersetzt, Frau Vogel hat uns begleitet. Eine ganze Stunde lang musste Lasab draußen warten - sie versteht inzwi-schen so viel Deutsch, dass wir sie bei solchen Gesprächen nicht dabei haben wol-len, bis wir uns sicher sind, dass alles gut wird. Dann kamen viele glänzende Gesich-ter aus dem Raum. Erleichterung und Vorfreude: in vier Wochen geht es wieder nach Hause. Die medizinische Behandlung ist erfolgreich abgeschlossen. Alle Werte sind gut und stabil. In den nächsten Wochen gibt es noch ein paar Kontrollen - dann wird der Katheder gezogen, dann geht es Heim. Alem und Lasab werden zum Millennium Zuhause sein - mit guten Aussichten für das neue Jahrtausend.“
Da sie in dem Dorf ihrer Eltern nicht die Möglichkeit gehabt hätte zur Schule zu gehen, lebt sie nun in Addis Abeba, der Hauptstadt Äthiopiens in dem Waisenhaus von Abebech Gobena. Ihre Eltern besuchen sie regelmäßig und Freunde hat sie auch schon gefunden, vor allem die Babys haben es ihr angetan.
Allerdings ist allen klar, dass eine Frau mit nur einem Arm in Afrika kaum eine berufliche Perspektive hat. Aus diesem Grund möchte Herr G., dass Lasab ihr Deutsch nicht verlernt sondern verbessert, um später für die deutsche Botschaft oder „Menschen für Menschen“ arbeiten zu können.
Im Laufe der Wochen die wir mit ihr verbringen durften, taute das kleine schüchterne Mädchen auf, wir lasen, malten, hörten deutsche Kinderlieder und lachten. Wir spielten Spiele und machten Spaziergänge, wir wurden Freunde.
Außerdem lernte Lasab viele neue Ausdrücke. Einen davon benutzte sie am Abschiedstag, wenn auch nicht ganz richtig ausgesprochen: „Ich hab dich lieb“.

Meseret (die schwarze Frau auf dem Bild =P) schrieb mir eine E-Mail und ich glaube sie wollte sagen, dass Lasab nicht mehr im Waisenahus wohnt, sondern auf eine Privat- schule geht. Oder so. Eng- lisch unver- ständlich ;))